Orthopnoe bezieht sich auf das Symptom, Atemnot im Liegen

Orthopnoe bei Herzinsuffizienz –  Zusammenhänge, Symptome und  Behandlung

Orthopnoe bezieht sich auf das Symptom, Atemnot im Liegen. Diese Atemnot verschlimmert sich, sobald sich der Betroffene hinlegt, und bessert sich in aufrechter Position. Orthopnoe tritt vor allem bei Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz auf. Das geschwächte Herz kann das Blut nicht effizient durch den Körper pumpen, was zu einem Rückstau von Flüssigkeit in den Lungen führt. Dadurch sammelt sich in liegender Position vermehrt Flüssigkeit in den Lungen, was das Atmen erschwert und die Atemnot verstärkt. Menschen mit Orthopnoe sind oft gezwungen, in einer aufrechten oder halbsitzenden Position zu schlafen, um ihre Atmung zu erleichtern. Für Patienten mit Orthopnoe bedeutet das flache Liegen oft eine signifikante Verschlechterung der Atmung, sodass sie gezwungen sind, aufrecht zu sitzen oder mehrere Kissen zu verwenden, um in einer leicht erhöhten Position zu schlafen. Dieser Artikel erklärt die Zusammenhänge zwischen Orthopnoe und Herzinsuffizienz, den zugrunde liegenden Mechanismen sowie die häufigsten Symptome und deren Behandlung.

Was ist Herzinsuffizienz?

Herzinsuffizienz, auch als Herzschwäche bekannt, ist ein Zustand, bei dem das Herz nicht mehr in der Lage ist, ausreichend Blut durch den Körper zu pumpen. Diese verminderte Pumpfunktion führt dazu, dass der Körper nicht genügend Sauerstoff und Nährstoffe erhält, um die normalen Funktionen aufrechtzuerhalten. Die Ursachen von Herzinsuffizienz sind vielfältig und reichen von Bluthochdruck über koronare Herzkrankheiten bis hin zu Klappenfehlern. Wenn das Herz versagt, steigt der Druck in den Blutgefäßen der Lunge, was eine Ansammlung von Flüssigkeit in den Lungen zur Folge haben kann – ein Zustand, der als pulmonale Stauung bekannt ist.

Orthopnoe und Herzinsuffizienz: Der Zusammenhang

Orthopnoe tritt fast immer im Zusammenhang mit einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz auf, da sich bei Patienten mit dieser Erkrankung die Herzfunktion verschlechtert und die Flüssigkeitsregulation im Körper gestört ist. Es handelt sich um ein spezifisches Symptom der Herzinsuffizienz, das oft als Gradmesser für die Schwere der Erkrankung verwendet wird.

In einem gesunden Körper helfen verschiedene Mechanismen, die Blutzirkulation und Flüssigkeitsverteilung aufrechtzuerhalten, selbst wenn man sich hinlegt. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz funktioniert dieses System jedoch nicht richtig. Im Liegen wird das venöse Blut aus den unteren Extremitäten und dem Abdomen in Richtung Herz verschoben. Bei einem geschwächten Herz kann diese erhöhte Blutmenge nicht effizient gepumpt werden. Dies führt zu einem Rückstau in die Lungengefäße, was die Lungenflüssigkeit erhöht. Diese Ansammlung von Flüssigkeit erschwert die normale Atmung und verursacht Atemnot.

Die Mechanismen hinter der Orthopnoe

Der Hauptmechanismus hinter der Orthopnoe liegt in der Veränderung des hydrostatischen Drucks beim Übergang vom Stehen oder Sitzen zum Liegen. Im Stehen sorgt die Schwerkraft dafür, dass sich das Blut in den unteren Körperregionen sammelt. Wenn der Patient sich hinlegt, kehrt das Blut in den zentralen Blutkreislauf zurück und erhöht den Druck auf das rechte Herz und die Lungen. Ein gesundes Herz kann dieses erhöhte Volumen effizient handhaben, aber bei Herzinsuffizienz führt die zusätzliche Belastung zu einer Überlastung des linken Ventrikels.

Diese Volumenüberladung führt zu einem erhöhten Druck in den Pulmonalvenen und Kapillaren, was Flüssigkeit in die Alveolen der Lunge drückt. Dies wird als „pulmonales Ödem“ bezeichnet und ist eine der Hauptursachen für Atemnot bei Herzinsuffizienz. Im Liegen wird dieser Prozess verstärkt, was das Auftreten der Orthopnoe erklärt.

Vergrößerte Halsvene
Vergrößerte Halsvene bei Orthopnoe

Symptome der Orthopnoe

Orthopnoe manifestiert sich hauptsächlich als Atemnot, die im Liegen oder beim Übergang vom Sitzen zum Liegen auftritt. Diese Atemnot verschwindet oder wird deutlich besser, wenn der Patient aufrecht sitzt oder steht. Häufige Symptome, die Patienten berichten, sind:

  1. Plötzliche Atemnot beim Hinlegen: Betroffene können sich nicht flach hinlegen, ohne nach Luft zu ringen. Sie werden oft gezwungen, im Sitzen oder in einer halbaufrechten Position zu schlafen.
  2. Nächtliche Atemnot (paroxysmale nächtliche Dyspnoe): Orthopnoe kann während des Schlafs auftreten, was zu plötzlichen Atemnotanfällen führt, die den Patienten aus dem Schlaf reißen. Die Patienten wachen abrupt auf und müssen sich aufsetzen oder ans Fenster gehen, um tief durchzuatmen.
  3. Husten: Besonders nachts kann ein trockener Husten auftreten, der durch die Ansammlung von Flüssigkeit in den Lungen verursacht wird.
  4. Rasselnde Atemgeräusche (Lungenödem): Bei schwereren Formen der Herzinsuffizienz kann Flüssigkeit in die Lungenalveolen austreten, was zu rasselnden Atemgeräuschen führt. Dies ist ein alarmierendes Symptom und erfordert sofortige medizinische Behandlung.
  5. Schwäche und Erschöpfung: Durch den chronischen Sauerstoffmangel fühlen sich Patienten mit Orthopnoe oft erschöpft und schwach, was ihre alltäglichen Aktivitäten stark beeinträchtigt.
  6. Blaufärbung der Lippen und Nägel (Zyanose): Aufgrund des Sauerstoffmangels kann es bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz und Orthopnoe zu einer Blaufärbung der Lippen und Finger kommen.

Diagnose von Orthopnoe bei Herzinsuffizienz

Die Diagnose von Orthopnoe basiert auf einer gründlichen klinischen Untersuchung und einer genauen Erhebung der Krankengeschichte des Patienten. Da Orthopnoe fast immer im Zusammenhang mit einer bestehenden Herzinsuffizienz auftritt, wird der Arzt typische Zeichen und Symptome dieser Erkrankung untersuchen. Zu den häufigsten Diagnoseverfahren gehören:

  1. Anamnese: Die Schilderung der Symptome durch den Patienten spielt eine zentrale Rolle. Der Arzt wird nach Atemnot im Liegen und eventuellen Erleichterungen in aufrechter Position fragen.
  2. Körperliche Untersuchung: Während der Untersuchung wird der Arzt auf Anzeichen von Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme), vergrößerte Halsvenen und Lungenrasseln achten.
  3. Röntgenaufnahmen des Brustkorbs: Ein Röntgenbild kann Stauungen in der Lunge oder ein vergrößertes Herz, das auf eine Herzinsuffizienz hinweist, zeigen.
  4. Echokardiographie: Dies ist ein Ultraschall des Herzens, der dem Arzt hilft, die Herzfunktion zu bewerten, insbesondere die Pumpfunktion der Ventrikel.
  5. Bluttests: Bestimmte Blutwerte, wie das BNP (Brain Natriuretic Peptide), können auf eine Herzinsuffizienz hinweisen. BNP ist ein Hormon, das bei Dehnung der Herzventrikel freigesetzt wird, und steigt bei Herzinsuffizienz häufig an.

Behandlung der Orthopnoe

Die Behandlung von Orthopnoe zielt darauf ab, die zugrunde liegende Herzinsuffizienz zu kontrollieren und die Flüssigkeitsansammlung in der Lunge zu reduzieren. Hier sind die häufigsten Behandlungsmethoden:

  1. Medikamente:
    • Diuretika: Diese Medikamente helfen, überschüssige Flüssigkeit aus dem Körper zu entfernen und reduzieren die Lungenstauung.
    • ACE-Hemmer und Angiotensin-II-Rezeptorblocker (ARBs): Diese Medikamente senken den Blutdruck und entlasten das Herz.
    • Betablocker: Sie reduzieren die Herzfrequenz und verbessern die Pumpfunktion des Herzens.
    • Herzglykoside: In bestimmten Fällen können diese Medikamente die Kontraktionskraft des Herzens steigern.
  2. Lebensstiländerungen:
  1. Salz- und Flüssigkeitsrestriktion: Die Begrenzung der Salzzufuhr und die Überwachung der Flüssigkeitsaufnahme sind entscheidend, um eine Flüssigkeitsüberlastung zu vermeiden.
  2. Gewichtsüberwachung: Ein plötzlicher Gewichtsanstieg kann auf Flüssigkeitsansammlungen hinweisen und sollte sofort dem Arzt gemeldet werden.
  3. Schlafposition: Patienten wird empfohlen, in einer aufrechten Position zu schlafen oder mehrere Kissen zu verwenden, um die Symptome zu lindern.
  1. Chirurgische Eingriffe: In fortgeschrittenen Fällen von Herzinsuffizienz kann ein chirurgischer Eingriff wie eine Herzklappenoperation oder der Einsatz eines Herzschrittmachers oder Defibrillators erforderlich sein.
  2. Herztransplantation: Bei sehr schwerer Herzinsuffizienz kann eine Herztransplantation die letzte Behandlungsoption sein.
Chirurgischer Eingriffe In fortgeschrittenen Fällen
Chirurgischer Eingriff In fortgeschrittenen Fällen

Zusammenfassung

Orthopnoe ist ein wichtiges Warnsignal bei Patienten mit Herzinsuffizienz und sollte ernst genommen werden. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung dieses Symptoms kann die Lebensqualität von Patienten erheblich verbessern und schwerwiegende Komplikationen zu verhindern. Indem die zugrunde liegende Herzinsuffizienz behandelt und die Flüssigkeitsansammlung in der Lunge reduziert wird, können viele Patienten ein relativ normales Leben führen. Es ist jedoch entscheidend, dass Patienten mit Orthopnoe engmaschig von einem Kardiologen überwacht werden, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Symptome effektiv zu kontrollieren.

Orthopnoe im Zusammenhang mit Herzinsuffizienz ist ein wichtiges klinisches Symptom, das die Schwere der Erkrankung widerspiegelt. Verschiedene wissenschaftliche Studien haben dieses Thema untersucht und liefern wertvolle Erkenntnisse.

Wissenschaftliche Studien

Studie 1. Eine Studie von Ponikowski et al. (2016), die in der Fachzeitschrift European Heart Journal veröffentlicht wurde, hebt hervor, dass Orthopnoe ein Schlüsselindikator für die Schwere der Herzinsuffizienz ist. In der Studie wurde festgestellt, dass Patienten mit Orthopnoe ein signifikant höheres Risiko für Krankenhausaufenthalte und Mortalität haben als Patienten ohne dieses Symptom. Die Forscher betonten, dass Orthopnoe häufig auf eine linksventrikuläre Dysfunktion hinweist, bei der das Herz nicht in der Lage ist, das venöse Blut adäquat zu verarbeiten, was zu einer Überlastung der Lungengefäße führt .

Studie 2. Eine weitere Studie, die im Journal of the American College of Cardiology von Stevenson et al. (2002) veröffentlicht wurde, untersuchte die Rolle der Diuretikatherapie bei Patienten mit Orthopnoe aufgrund von Herzinsuffizienz. Die Ergebnisse zeigten, dass Diuretika eine signifikante Verbesserung der Symptome von Orthopnoe bewirken können, indem sie die Flüssigkeitsansammlung in der Lunge reduzieren. Patienten, die mit Diuretika behandelt wurden, berichteten über eine spürbare Linderung der Atemnot, insbesondere im Liegen.

Studie 3. Eine Arbeit von Borlaug et al. (2011), veröffentlicht im New England Journal of Medicine, den Zusammenhang zwischen pulmonalem Kapillardruck und Orthopnoe bei Herzinsuffizienzpatienten mit erhaltener Ejektionsfraktion. Die Studie fand heraus, dass ein erhöhter pulmonaler Kapillardruck bei diesen Patienten stark mit dem Auftreten von Orthopnoe korreliert. Diese Erkenntnis unterstützt die Hypothese, dass der pulmonale Druckanstieg ein wesentlicher Mechanismus hinter der Symptomatik von Orthopnoe bei Herzinsuffizienz ist .

Diese Studien verdeutlichen, wie wichtig das Symptom Orthopnoe für die Diagnose und das Management von Herzinsuffizienz ist. Sie unterstreichen die Notwendigkeit, dieses Symptom als Zeichen einer potenziell fortschreitenden Erkrankung zu erkennen und entsprechend zu behandeln.

Bitte beachten Sie, dass dieser Bericht keinen Arztbesuch ersetzt!

Wenn Sie Erfahrungen mit anderen austauschen möchten, empfehle ich, sie hier im Kommentar zu veröffentlichen.

Literaturangaben
„Ponikowski et al. (2016) European Heart Journal.
Stevenson et al. (2002) Journal of the American College of Cardiology.
„Borlaug et al. (2011): New England Journal of Medicine.